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„wir sagen uns Dunkles dark things we tell each other“ kuratiert von Christian Malycha


Vivian Suter Untitled 2017 Acrylic on canvas 185,5 x 231 cm

11. Juni bis 31. Juli 2022

Tamina Amadyar, Georg Baselitz, André Butzer, Peppi Bottrop, Louise Bourgeois, Miriam Cahn, Günther Förg, Paul Hutchinson, Aimo Kanerva, Melike Kara, Imi Knoebel, Leena Luostarinen, Eddie Martinez, Stefan Müller, A.R. Penck, Janne Räisänen, Helene Schjerfbeck, Jana Schröder, Frank Stürmer, Vivian Suter, Grace Weaver, Franz West, Stanley Whitney, Jan Zöller

Was sagen wir uns? Was einander? Wie sprechen wir überhaupt? Und worüber? Erinnerungen und Begegnungen? Über Eindrücke, Empfindungen und Gefühle? Schuhkäufe der letzten Woche? Zeit, die nicht vergehen will, aber nie ausreicht? Levantinische Küche, Bräunungsstreifen, Flucht und Vertreibung? Achtsame Astrologie-Apps, Espresso Martini, Spotify-Entdeckungen, Entmündigung, Balkonmöbel? Über Schmerz, Zweifel und Verlust? Zuversicht und Sehnsucht, Freude?  In Selbstgespräch, direkter Ansprache und verborgenem Zwiegespräch lassen Paul Celans »wir sagen uns Dunkles« und Ingeborg Bachmanns »ich allein bin eine dunkle Geschichte« es möglich scheinen, dass Kunstwerke eine absolut subjektive Welterfahrung in eine spür- und mitteilbare Form bringen — vielleicht nichtig oder abwegig, rätselhaft und fast unaussprechlich, doch gültig und ein Beispiel, wie das abstruse Leben in dieser versehrten Welt zu bestehen wäre.  (Jedoch ist der Abstand auf einem Sofa, aus dem heraus man sich ansieht und aneinander vorbeiredet, manchmal größer als die schweigende Entfernung von Stadt und Land in derselben Nacht, in denselben blassen Farben um 3 Uhr früh.)  Bachmanns und Celans Geschichte gab den Anstoß, zu fragen, wie man sich in Bildern begegnet. Wie individuelle Erfahrung durch Bilder »ins Offene [spricht], dorthin, wo Sprache auch zur Begegnung führen kann«. Was wir uns selbst, einem Du oder gemeinsam mit diesem erzählen, hofft auf Resonanz. Mit brüchiger Stimme, selbstsicher oder in geborgten Worten, jede Aussage ist ein Sich-in-Beziehung-Setzen. Immer unvertraut, verunsichernd, neu. Sinnlich und unmittelbar: Wer bist Du? Wer bin ich? Woher? Wohin? Was ist das Eigene, Fremde, das Geteilte?  In solchen Begegnungen ist der eigenen Welt für einige kurze Augenblicke Halt gegeben — sei dies Verstehen, Wiedererkennen, Befremden. Unvermittelt verbinden sich gegensätzliche Zeiten, Orte, Körper, Innen und Außen zu einer Möglichkeitsform. Aufeinander bezogen, anwesend. Bis sie sich wieder voneinander lösen oder auf nahezu unerklärliche Weise die Erzählung gemeinsam fortschreiben.

Besichtigungen und Führungen sind jeden Samstag zwischen 12:00 und 18:00 Uhr möglich.