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Eemil Karila: The Simple Sense of Existence


Eemil Karila: The Simple Sense of Existence. Courtesy of the artist and Miettinen Collection


28.03. – 01.08.2020
Temporary Showroom, 1. OG, Zugang über Galerie Robert Grunenberg

Öffnungszeiten: Samstags von 12 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

Eemil Karilas (*1978) Ausstellung The Simple Sense of Existence ist, in den Worten des Künstlers, „eine posthumane Bekundung, ein Ensemble von Arbeiten von denen ich hoffe, dass sie uns darin bestärken, die uns umgebende Natur wahrzunehmen und zu respektieren, dass sie uns selbstvergessen genug machen, um unsere menschzentrierte Weltsicht hinter uns zu lassen.“

Für seine Ausstellung begab sich der Künstler auf eine Spurensuche nach Orten, an denen die Natur dem Urbanen trotzt. Vor dem Hintergrund einer Welt am Rande des ökologischen Desasters verändert sich die Wahrnehmung hin zu einer neuen Sensibilität gegenüber der Natur, ihrer Schönheit und Gegenwärtigkeit – also hin zu Aspekten, die wir allzu oft für selbstverständlich nehmen. In Karilas Bildern tauchen Wildblumen auf, die er auf Brachland, überwucherten Hinterhöfen und ähnlichen verwahrlosten Orten entdeckt hat. Die Arbeiten des Künstlers sind eine stete Erinnerung an die Wichtigkeit der Natur (auch) im Kleinformat, sie sind eine Ode an die Natura Minora. In erster Linie geht es hierbei um eine romantische Projektion, ebenso aber auch um eine ethische Forderung an die Menschheit. Es ist noch nicht zu spät, die drohende Umweltkatastrophe abzuwenden.

Malerei, in der Pflanzen dargestellt werden, bedient typischerweise eine allegorische Funktion und verweist so auf Zusammenhänge, die jenseits des unmittelbar Sichtbaren liegen. Seine Landschaftsdarstellungen ermöglichen es dem Künstler zu zeigen, wie die Natur als Teil unserer Welt fungiert und dass wir sorgsam mit ihr umgehen können. Karilas Überzeugung nach adressiert die zeitgenössische Kunst nicht nur ästhetische, sondern auch moralische und philosophische Belange. Das Leben, die Welt und die Kunst sollten nicht als voneinander getrennt betrachtet werden; vielmehr können sie als ein Ganzes erfahren und gelebt werden. Der Künstler erinnert uns mit seinen Arbeiten an die Wichtigkeit der genaueren Betrachtung und des Heranzoomens an die Essenz unserer Existenz.

Karila malt direkt auf schweres, ungrundiertes Leinengewebe. Sein Arbeitsprozess ähnelt jenem der Freskenmalerei, bei der Farbe und Pigment direkt von der Wand aufgesaugt werden. Der Prozess des Malens wird hier verlangsamt und zugleich wird die Intensität des Pigments hervorgehoben. Karila zeichnet auch mit dicken Ölkreiden auf tintengetränkte Leinwände, wodurch lebhafte und strahlende Oberflächen entstehen. Das bedächtige seiner Arbeitsweise findet seine Entsprechung in diesen Naturdarstellungen – schließlich unterliegt die Natur einer ganz eigenen Zeitrechnung.

Eemil Karila (*1978 in Rovaniemi) lebt und arbeitet in Berlin. 2002 beendete er sein Studium an der Estnischen Kunstakademie und erwarb 2008 einen Master of Arts an der Kunstakademie Helsinki. Karila verzeichnet mehr als 30 Einzelausstellungen und nahm weltweit an dutzenden Gruppenausstellungen teil – unter anderem in Deutschland, Schweden, Norwegen, Estland, Brasilien und Venezuela. Die Arbeiten des Künstlers finden sich in den Sammlungen der Kunstmuseen von Rovaniemi und Tampere, der Antti und Jenny Wihuri Foundation, Aune Laaksonen, der Aine Fine Arts Foundation und der Miettinen Collection (Berlin).

Text Dr. Juha-Heikki Tihinen

Eemil Karila: The Simple Sense of Existence. Courtesy of the artist and Miettinen Collection