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ANSELM REYLE + MARIANNA UUTINEN: LAST SUPPER


09.11.2013 – 08.02.2014

Unter dem Titel Last Supper präsentiert der Salon Dahlmann ab dem 9. November 2013 die erste gemeinsame Ausstellung der finnischen Künstlerin Marianna Uutinen und dem Berliner Künstler Anselm Reyle. Wie die Pop-Art Ikone Andy Warhol in seinem letzten Werkzyklus Last Supper zeigte, sind auch Reyle und Uutinen, die ihre Ausstellung selbst kuratieren, nicht nur der Oberfläche und Illusion verpflichtet. Verführerisch und zugleich abstoßend wirken die ausgestellten Werke auf den Betrachter.

Welche Dimensionen diese Zusammenschau hat, zeigt die Ausstellung in einem überraschenden, gemeinsamen Spektrum der Künstler. In Reliefbildern, zerknautschten Folienstrukturen, sowie nervenaufreibenden Farbklängen, Möbelstücken und Objekten aus den 1980er Jahren bis heute werden die Bezüge beider Werke auf kunsthistorische Quellen, Zitate und Verweise deutlich. Die Arbeiten Uutinens und Reyles fußen auf einer Beschäftigung mit den unterschiedlichsten kunsthistorischen Strömungen aber auch aktuellen Zeitbezügen: Konsumkultur versus Kunstgeschichte.

Das Formenvokabular von Hard Edge, Minimal Art, aber auch Bezüge zum Abstrakten Expressionismus, klingen in den zweidimensionalen Arbeiten und Objekten an. Die Arbeiten thematisieren künstlerische Produktionsprozesse und Fragen der Autorenschaft.Durch die Gegenüberstellung der Werke von Uutinen und Reyle entsteht somit ein neuer Kontext für die Diskussion mit und über das Medium der Malerei: Was kann Malerei heute in Bezug auf eine vollends medialisierte Realität leisten und wo liegen ihre Grenzen?

Last Supper zeigt erstmals den frühen Einfluss von Marianna Uutinens Arbeiten auf Anselm Reyle. Umgekehrt wird auch Uutinens Auseinandersetzung mit Reyles Werk fassbar. Bereits 1995 sah Reyle, noch während seines Studiums an der Akademie der Künste in Karlsruhe, Arbeiten von Marianna Uutinen im Kunstverein in Stuttgart. Ihre klare, reduzierte Formensprache, wie in der Arbeit „Untitled“, 1989 (slips) und ihr Umgang mit kunstfernen Materialien, beeindruckten ihn nachhaltig. Sie wirken sich bis heute auf Reyles künstlerische Formensprache aus; in seinem radikalen Umgang mit Materialität und Fragen nach dem Inhalt von Kunst. Fast physisch empfundene Peinlichkeit über die Banalität seiner Bildthemen, wie den Streifen-, Malen-nach-Zahlen Bildern oder den Fundresten städtischen Lebens wie Hocker, Vasen oder billig anmutenden Dekofolien, ist der Motor seiner Sprache. Diese nutzt Reyle für eine massive Konfrontation und Befragung der Konditionen sogenannter „low art“ und „high art“.

Auch Marianna Uutinen arbeitet vielschichtig. In einem nahezu schmerzhaften Umgang mit kitschigen Farben und plastikartigen Materialien setzt sie sich in ihrem künstlerischen Repertoire auch mit Ebenen von „camp“ auseinander. Bereits 1964 erläuterte die Kritikerin Susan Sontag in ihrem Essay „Notes on Camp“ diese Dimension des Kitschs als ein Beziehungsnetz und Spiel der Zeichen auf gängige Wahrnehmungsmechanismen. So irritiert Uutinen durch eine illusionistische Materialität in ihren Arbeiten, die vorgibt, geraffte Plastikfolie zu sein, eigentlich aber aus vielen Lagen übereinandergeschichteter Farblagen besteht. In ihrer überraschenden Auseinandersetzung mit der Malerei trifft Uutinen sich mit Reyle, der auch in fast musikalisch schwingenden Farbrapporten und verstörenden Dissonanzen das Medium enthierarchisiert und erweitert.

Geöffnet Samstags 11-16 Uhr und nach Vereinbarung

Zusätzlich können die privaten Räume des Salon Dahlmann mit ausgewählten Werken der Sammlung Miettinen und die Hans Arp Säulenskulptur im Innenhof jeden Samstag um 16 Uhr nach Vereinbarung besichtigt werden. Anmeldung: info@marburger3.de

Marianna Uutinen zeigt parallel zur Ausstellung im Salon Dahlmann in der Galerie carlier | gebauer unter dem Titel I Am Painting Arbeiten der letzten Jahre, vom 16.11. bis 20.12.2013. Eröffnung am Freitag, 15.11.2013, 18-21 Uhr.

Anselm Reyle aktuell auch in der Neuen Nationalgalerie Berlin bis Sonntag, 24. November 2013 in der Ausstellung BubeDameKönigAss Martin Eder, Michael Kunze, Anselm Reyle, Thomas Scheibitz.