ICH BIN ICH: ULAY ON ULAY
07.09. – 06.10.2013
Salon Dahlmann freut sich die Ausstellung Ich bin Ich: Ulay on Ulay zu präsentieren. Dies ist die erste Solo-Ausstellung der historischen Arbeiten von der in Deutschland geborenen Künstler Ulay, kuratiert von Marta Gnyp und Maria Rus Bojan.
Uwe Laysiepen, ein Pionier der Polaroid-Fotografie und eine der zentralen Figuren der europäischen Performance-Kunst der 1970er und 80er Jahre, in der Kunstwelt besser unter dem Namen Ulay bekannt, ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Künstlern seiner Generation. Seine radikal innovativen Arbeiten, entstanden in Partnerschaft mit Marina Abramovic, wurden in letzter Zeit weltweit von der Kritik gefeiert. Im Alter von 70 Jahren offenbart nun aber Ulay endlich seine bestgehüteten Geheimnisse: ein überraschendes Werk, schlüssig in einer auf starken ethischen Prinzipien beruhenden persönlichen Lebensphilosophie verwurzelt. Diese innere moralische Kohärenz in seinem Ansatz an die Kunstproduktion ist nur eine der Koordinaten, die ihn von den meisten seiner Zeitgenossen hervorheben. Seine Arbeiten demonstrieren sein Engagement für kritisches Denken, seine Ablehnung jeglicher Formen von Autorität und den Mut, sich von marktbasierten Kriterien der künstlerischen Legitimation zu distanzieren.
Nachdem er es in den 1970er und 80er Jahren zu internationaler Berühmtheit gebracht hatte, verfolgte Ulay seine künstlerischen Vorhaben fern der Medienaufmerksamkeit. Diese Ausstellung sucht nach den roten Fäden, die die scheinbar disparaten Aspekte dieses Weges in ein Ensemble leidenschaftlicher Anliegen verschmelzt, die aus einer strengen inneren Notwendigkeit erwachsen. Dabei zeigt sich ein kompromisslos gelebtes Leben, strahlend vor Intensität, in dem sich oft wichtige gesellschaftliche und künstlerische Bewegungen überschneiden, ohne dabei aber von seiner eigenen Bahn abzuweichen.
Ich Bin Ich: Ulay on Ulay ist keine monografische Untersuchung von Ulays Werk, sondern vielmehr der Versuch, das Bindegewebe zu erforschen, das sein Leben und sein Werk zusammenhält, und zwar anhand einer Reihe ausgewählter Arbeiten aus mehreren Jahrzehnten seines Schaffens. Der großzügige Gastgeber dieser Ausstellung ist der Salon Dahlmann. Die Ausstellung wurde von der in Berlin arbeitenden Kunsthistorikerin und Kunstberaterin Marta Gnyp und der Amsterdamer Kunsthistorikerin und Kuratorin Maria Rus Bojan zusammengestellt. Maria Rus Bojan arbeitet seit einigen Jahren an der ersten Hauptmonografie zu Ulays Werk, die im November 2013 bei Valiz Amsterdam erscheint.
Biographie: Geboren 1943, in einem Luftschutzkeller in Solingen, ist Ulay ein Kriegskind. Seine lebenslange kritische Auseinandersetzung mit seinem Deutschsein verwandelte ihn in einen modernen Nomaden, einen kosmopolitischen Freidenker, dessen Identität nie durch Nationalität definiert war. Angezogen von der konstruktiven Anarchie der Provo-Bewegung, zog er als junger Mann in den frühen 1970er Jahren nach Amsterdam; dort begann er ein lebenslanges Abenteuer mit der Fotografie. Analoge Fotografie, insbesondere Polaroids, wurde zum Medium seines sehr eigenwilligen Oeuvres, das von frühen radikalen Selbstuntersuchungen (Auto-Polaroid, Foto-Aphorismen, annagrammatische Collagen) bis hin zu lebensgroßen Polaroids und Polagrammen reicht, mit denen er das erkundet, was André Bazin „das Ontologische im fotografischen Bild“ genannt hat. Seine zwölfjährige Partnerschaft mit Marina Abramovic, von 1976 bis 1988, produzierte ein radikal innovatives Werk, dass Paardynamiken auslotet und die Grenzen der physischen und mentalen Belastungsfähigkeit austestet und überschreitet.
Ihre Performances, anfänglich an alternativen Orten, erregten das Interesse von Museumskuratoren und brachte der Performance Art die Aufmerksamkeit von Kritikern und den Medien ein. Ulay und Abramovics letzte gemeinsame Performance, ihr Great Wall Walk, während der sie jeweils 2000 km auf der chinesischen Großen Mauer aufeinander zu liefen, versinnbildlicht ihren Wunsch, die Trennung von Kunst und Leben aufzuheben. Seit den 1980er Jahren haben seine Reisen und Begegnungen mit unterschiedlichen Kulturen – von tibetischen Buddhisten zu australischen Ureinwohnern – die Bandbreite seines humanistischen Ansatzes erweitert, und seine Ansicht der Menschheit als etwas, das nationale, geografische und kulturelle Grenzen überwindet, ja transzendiert, bestärkt. Sein jüngstes Interesse gilt der künstlerischen Darstellung von Wasser und verbindet ein weiteres Mal ethische Prinzipien mit einer Neudefinition des gesellschaftlichen Beitrags der Kunst.
Dauer der Ausstellung: 13. Oktober bis 27. Oktober 2013
Jeden Samstag nach vorheriger Anmeldung ist ab 16 Uhr eine Führung durch die persönlichen Räume, den Innenhof mit der Hans Arp Skulptur und das Künstleratelier von Secundino Hernandez möglich. Anmeldung: info@marburger3.de